Kommunikationsbarrieren in der Krebsberatung
Beim Besuch eines Kongresses zum Thema Krebs (DGHO) im Jahr 2019 ist mir das Thema „Männer und ihre Gesundheit“ zum ersten Mal in all seiner Widersprüchlichkeit bewusst geworden.
Männer sterben früher, leben gefährlicher und erkranken häufiger an unheilbaren Krankheiten. Das alles ist zwar kein großes Geheimnis in den entsprechenden Fachkreisen, aber in der allgemeinen Gesellschaft kaum bekannt.
In unterschiedlichen Vorträgen wurde das Thema aus diversen Perspektiven beleuchtet. Das Fazit, das sich dabei aufdrängte war, dass Männer im (deutschen) Gesundheitssystem benachteiligt werden.
In allen Altersgruppen sterben mehr Männer als Frauen
Schaut man sich die Statistiken zu Männergesundheit und Männern im Gesundheitssystem ein wenig genauer an, so wird zum Beispiel offensichtlich, dass in fast allen Altersgruppen mehr Männer als Frauen versterben.
Männer erkranken und sterben häufiger an Krebs als Frauen
Auch bei Krebs sind die Männer im Nachteil: Sie erkranken und sterben häufiger als Frauen an Krebs, auch wenn die Differenz zwischen Männern und Frauen in den letzten Jahren etwas geringer geworden ist.
Männer gehen nur selten zur Krebsberatung
Umso erstaunlicher ist es, dass Männer trotz ihres höheren Erkrankungs- und Sterberisikos nur sehr zurückhaltend sind, was die verschiedenen Beratungsangebote von beispielsweise dem Krebsinformationsdienst, der Deutschen Krebsgesellschaft und anderen Organisationen angeht. Typischerweise sind bei diesen Beratungsstellen ca. 70-80% der Ratsuchenden weiblich und es stellt sich die Frage, warum das so ist.
Männer bringen sich deutlich häufiger um als Frauen
Eine weitere Auffälligkeit lässt sich in den Statistiken zu Sterbefällen durch Suizide bemerken: Es kommen übermäßig viele Männer durch Suizid zu Tode.
Kann man dies nur durch die teilweise unterschiedlichen Lebensstile begründen? Oder wird ein Großteil der Bevölkerung von den verschiedenen Angeboten in unserem Gesundheitssystem nicht erreicht?
Warum ist das so? Warum sind Männer im Gesundheitssystem benachteiligt?
Diese Frage hat sich 2014 auch das Robert-Koch-Institut gestellt und das Thema in ihrem Bericht „Gesundheitliche Lage der Männer in Deutschland“ systematisch analysiert.
Dieser Bericht, der sämtliche Aspekte der Gesundheit beleuchtet, macht deutlich, dass Männer in fast allen Aspekten unseres Gesundheitssystem in dem Sinne benachteiligt werden, dass die Summe der vorhandenen Angebote nicht zu einem den Frauen ebenbürtigen Gesundheitsstatus führt.
Was muss sich ändern?
Es bräuchte laut des Berichtes eine systematische Verbesserung der Zugangswege und Kommunikationsformen um die Zielgruppe „Männer zu erreichen“.
Diesem Aufruf wollen wir mit unserem in Folge beschriebenen Projekt nachkommen.
Wie können wir die Kommunikationsbarrieren überwinden?
Mit diesen und vielen weiteren Fragen befasst sich das Projekt der interprofessionellen AG Kommunikation um Dr. med. Franziska Bäßler vom Universitätsklinikum in Heidelberg.
Ali Zafar, Fabienne Wagner, Franziska Bäßler, Sonja Klein
Neben theoretischen Aspekten wie Literaturrecherchen und einer Übersichtsarbeit wird es sich praktischen Studien widmen, mit Betroffenen direkt Kontakt aufnehmen, die diversen Beteiligten zusammen bringen und Lösungsmöglichkeiten für die Versorgungslücke von Männern im Gesundheitssystem erarbeiten.
Zu den übergeordneten Zielen des Projektes „Warum werden Informations- und Beratungsangebote bezüglich Krebserkrankungen wenig genutzt und/oder aufgesucht – Eine zielgruppenorientierte Ursachenforschung, die zwischen Themen (was) und Kanälen (wie) differenziert – Implikationen für Praxis und Ausbildungsforschung“ gehört es, die Ergebnisse zur besseren Nachhaltigkeit den angehenden Behandlern in ihrer Ausbildung zu Verfügung zu stellen.
Die gewonnenen Erkenntnisse sollen auf eine medizindidaktisch innovative und ansprechende Weise aufbereitet werden und so auch der Verbesserung der Lehre dienen.
Das Projekt wird von Mai 2020 bis Mai 2024 von der Strube Stiftung gefördert.
Quellen:
Krebsdaten gesamt
https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Krebs_gesamt/krebs_gesamt_node.html;jsessionid=76FF20832A30DE3AFCD9872380AFBB0A.1_cid372
Gesundheit der Männer
https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsB/maennergesundheit.pdf?__blob=publicationFile
Krebsberatung, Männer – Frauen
https://www.slk-kliniken.de/fileadmin/user_upload/2020-01-03_Jahresbericht_2019_Psychosoziale_Krebsberatungsstelle_HN-Franken-.pdf
https://www.krebsverband-bw.de/fileadmin/krebsverband-bw.de/media/03_Downloads/PDFs/Jahresbericht_2018.pdf
Teilnahme an Präventionsmaßnahmen
https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsK/2012_5_Praevention.pdf?__blob=publicationFile
https://edoc.rki.de/bitstream/handle/176904/1488/279IB0xc2pvg.pdf?sequence=1&isAllowed=y
Projektleitung
Dr. Franziska Bäßler
Projektzeitraum:
Mai 2020 – Mai 2024
Publikation: Barriers to access cancer-related services for men in high-income countries: A narrative review looking beyond socioeconomic disadvantages
© Strube Stiftung | 2024