Zurück in den Job –
nach einer schweren Krebserkrankung

Warum ist das Thema erst jetzt wichtig?

Das Thema „Zurück in den Job“ nach einer schweren Krebserkrankung bekommt aus mehreren Gründen nicht die notwendige Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit. Zunächst einmal liegt es an der Altersstruktur der Krebserkrankten.

Auch junge Menschen erkranken an Krebs

Die allermeisten Krebserkrankungen in Deutschland treten im höheren Alter auf. Prozentual ist der größte Teil der Krebserkrankten entweder schon im Rentenalter oder steht kurz vor der Verrentung. Für diese Personengruppe steht der Wiedereinstieg in den Beruf daher nicht im Vordergrund. In konkreten Zahlen heißt das jährlich knapp unter 500.000 Menschen in Deutschland an Krebs erkranken. Von diesen sind ca. 160.000 in der Altersgruppe zwischen 40 und 64 Jahren. Aber nur ca. 15.000 Menschen sind in der Altersgruppe von 18 bis 39 Jahren.

Immer mehr Patienten überleben langfristig

Der zweite Faktor, der bisher zu einer geringen Beachtung des Themas geführt hat, ist der Anteil der Langzeitüberlebenden nach einer schweren Krebserkrankung. Dieser war über lange Zeit recht niedrig.

Im Gegensatz zu Deutschland existieren aus den USA Daten, die bis in die 70er Jahre zurück gehen. Dort kann man sehen, dass sich z.B. der Anteil der Langzeitüberlebenden einer Leukämie-Erkrankung von 1977 bis 2013 nahezu verdoppelt hat! Man darf wohl davon ausgehen, dass in Deutschland ein ähnlicher Verlauf stattgefunden hat. Damit wird das Thema „Zurück in den Job“ überhaupt erst eine Herausforderung!

Die Gruppe der jüngeren Langzeitüberlebenden ist inzwischen so groß geworden, dass sie nun endlich Gehör für ihre Belange finden (einschränkend muss man leider sagen, dass es trotzdem weiterhin keine statistische Erfassung in Deutschland gibt, wie groß der Anteil der Rückkehrer in die Arbeit ist. Unsere Nachbarländer, z.B. Niederlande oder Dänemark machen sich da durchaus die Mühe).

Kehrt man nicht zur Arbeit zurück, sind die finanziellen Folgen verheerend

Besonders relevant ist das Thema für jüngere Patienten, die noch viele Jahre Berufszeit vor sich haben und noch kaum in die Rentenkasse eingezahlt haben. Im Band 16 der Gesundheitspolitischen Schriften der DGHO wird auf die verheerenden finanziellen Folgen für junge Erwachsene hingewiesen, die nach einer schweren Krebserkrankung nicht in den Job zurückkehren.

Wir adressieren in diesem Projekt Patienten, Arbeitgeber und Ärzte

Mit unserem Projekt wollen wir drei Zielgruppen adressieren!
Zunächst natürlich die Patienten selbst! Hier ist es vor allem wichtig, das Thema „Zurück in den Job“ frühzeitig in den Fokus zu nehmen.

Die Arbeitgeber haben den größten positiven Einfluss auf die Rückkehr der Arbeitnehmer zum Job. Hier gibt es einige Firmen, die schon eine exzellente Wiedereingliederung praktizieren.

Selbstverständlich, aber oftmals trotzdem nicht beachtet, haben die behandelnden Ärzte einen enormen Einfluss auf ihre Patienten. Ermutigen sie ihre Patienten, oder verbreiten sie Pessimismus? Davon hängt vieles ab.

Fotos vom Workshop im Robert-Bosch-Krankenhaus Stuttgart Anfang 2020

Es macht einen Unterschied, ob man Angestellter, Selbstständiger oder Student ist

Dieses Projekt entsteht in einer engen Kooperation mit dem Robert-Bosch-Krankenhaus. Wir haben das Projekt Anfang 2020 gestartet und uns zunächst mit einigen Experten und Betroffenen für einen größeren Wissensaustausch und Wissensaufbau Workshop getroffen. Das Ergebnis war eine Übersicht typischer Abläufe, wie sie von Angestellten, Selbstständigen und Auszubildenden/Studenten erlebt werden.

Zielgerichtete Informationen werden erstellt

Derzeit erstellen wir Informationen, die allen Beteiligten dabei helfen sollen, Patienten, deren Gesundheitszustand es zulässt, wieder in die Arbeit zu integrieren.

Für Patienten

Hier haben wir einige Filme in den Leukämie-Lotsen  integriert, die auf knifflige Fragen des Sozialrechts eingehen. Wir wollen die Patienten motivieren, das Thema Arbeit nicht aus den Augen zu verlieren, auch wenn die Therapie sehr langwierig und anstrengend ist. Denn Arbeit ist ja nicht nur zum Gelderwerb da. Arbeit hat einen sehr starken Einfluss auf unser Selbstbild, unser Sozialleben und unser Erleben von Handlungsfähigkeit. Patienten stehen aber auch vor der Herausforderung anzuerkennen, was sie gerade jetzt können, oder eben nicht können und was sie vermutlich jemals wieder können werden.

Für Arbeitgeber

Es gibt einige große Firmen, die ein exzellent ausgeklügeltes Wiedereingliederungskonzept haben. Wir möchten dieses Wissen darüber auch kleineren Firmen zur Verfügung stellen. Oftmals sind Chefs sehr empathisch und aufgeschlossen ihre Mitarbeiter wieder zu integrieren, wissen aber nicht recht worauf sie achten sollten. Mit den geeigneten Informationen gelingt es hoffentlich immer besser.

Für Ärzte

Ihnen fällt eine deutlich größere Rolle bei dem Thema „Zurück in den Job“ zu, als sie es selbst oftmals wahrnehmen. Ihre explizite oder implizite Nachricht an die Patienten, was für eine Prognose erwartet wird, beeinflusst sehr stark deren Erwartungen an die Zukunft und dessen was noch bewerkstelligt werden kann. Es ist daher extrem wichtig für die Patienten vom Arzt immer wieder auf die Rückkehr zur Arbeit angesprochen zu werden! Aber der Arzt ist evtl. auch derjenige, der frühzeitig erkennt, dass der bis dahin ausgeübte Beruf nicht mehr möglich sein wird. Dann müssen Alternativen gesucht werden. Eventuell auch in Form von einer Umschulung oder Weiterbildung.

Wie geht es weiter?

Analog zum Leukämie Lotsen werden die Informationen Schritt für Schritt erstellt und publiziert. Gezielte Befragungen sollen später Aufschluss darüber geben, ob die Informationen ihre Zielgruppe erreicht hat und ob daraus entsprechendes Handeln abgeleitet werden konnte. Durch iterative Verbesserungen soll die Qualität und Wirksamkeit immer weiter erhöht werden.

Projektteam

Jens Stäudle

Jürgen Walther

Karin Strube

Erste Ergebnisse des Projekets – Informationsfilme für Patienten:

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